„Die ursprüngliche Wachheit des Vipashyana, der wichtigste Teil der Übung, hängt einzig und allein davon ab, ob man den Segen und die aufzeigende Unterweisung erhalten hat – oder nicht.“ (Tsele Natsok Rangdröl: Letztendliche Sicht und Meditation, S. 47)
Dieses Buch wurde für Menschen übersetzt, die bereits ein aufrichtiges Vertrauen in den Dharma und eine stabile Praxis entwickelt haben und die aufzeigenden Unterweisungen (auch Kernanweisungen des Dzogchen genannt) durch einen qualifizierten Meister erhalten haben.
Ausschnitte:
„Wenn der Dharma deinen Geist nicht zähmt, dann bringt das Tragen von yogischen Gewändern oder Mönchsroben überhaupt nichts. Das Udana Varga berichtet:
Der Gesegnete [Buddha] sprach zu den Mönchen: „Wie könnte das Kahlscheren des Kopfes eines Mönchs Erleuchtung darstellen? Wie sollten gelbe Roben Erleuchtung darstellen? Wie könnte das Benetzen mit Wasser Erleuchtung darstellen? Wie kann das Fasten nach dem Mittagessen Erleuchtung darstellen?“
Seine Schüler bekamen Zweifel, wurden unsicher und sagten: „Wenn dem so ist, wodurch erreicht man denn dann Erleuchtung?“
Der Buddha erwiderte: „Schere das Haar des begrifflichen Denkens mit der Rasierklinge des unterscheidenden Wissens. Beschütze dich vor der Pein der störenden Emotionen mit den Roben der Leerheit. Schwemme die Unwissenheit mit dem Wasser der Weisheit fort. Stille den Hunger des Verlangens mit der Nahrung der Meditation.“
Yang-Gönpa sagte auch:
Wir sollten Tag und Nacht eifrig handeln und die Praxis in Angriff nehmen. Wir mögen vortäuschen, jemand zu sein, der in einer Berg-Klause lebt und praktiziert. Wir mögen vorgeben, ein erfahrener Meditierender zu sein, tratschen jedoch den ganzen Tag und schlafen in der Nacht. Wenn wir aus unserem sogenannten Retreat herauskommen und die Berg-Klause verlassen, haben wir weder Fortschritte gemacht, noch sind wir in unserer spirituellen Praxis weiter gekommen. Geist und Charakter sind nach wie vor völlig starr und engstirnig. Nur den äußeren Anschein eines Dharma-Praktizierenden zu haben, hilft ganz und gar nicht.
Außerdem sagte er:
Vielleicht hast du einen Meister kennen gelernt, der einem tatsächlichen Buddha gleicht, hast die nektargleichen mündlichen Unterweisungen erhalten, und besitzt eine Befähigung zur Meditation, die Kailash, dem König der schneebedeckten Berge, gleicht. Aber du wirst trotzdem nicht erleuchtet werden, wenn du nicht gleichzeitig deinen Geist zähmst. Ein Meditierender braucht sicherlich Erfahrungen und Verwirklichung. Aber niemand wird kommen und sie dem Meditierenden schenken – sie entstehen nur aus der Meditation.
Er gab viele ähnliche Ratschläge und all dies ist nur allzu wahr. “ (S. 83 f)
„Obwohl ich dies als Antwort auf eine Bitte des Mönchs Mönlam geschrieben habe, welcher ausdrückte, er brauche solche Notizen über die Schlüsselpunkte der Praxis der Sicht und Meditation der tiefgründigen Pfade von Mahamudra, Dzogchen und Madhyamaka, besitze ich persönlich weder endgültige Erfahrung noch Verwirklichung, so dass dies kaum mit der exakten Bedeutung im Einklang sein dürfte. Was ich hier ausgedrückt habe, mag nichts als Unsinn sein, wie das Lallen eines vom Wein Betrunkenen. Nichtsdestotrotz habe ich es mit der einzigen und reinen Absicht geschrieben, anderen Nutzen zu bringen, und ohne etwas hinzuzufügen oder es zu verderben.“ (S. 90)
Aus „Letzte Worte“ (spirituelles Testament von Tsele Natsok Rangdröl und 2.Teil des Buches)
„Um alle ausschlaggebenden Punkte zusammenzufassen: Mit dem Gedanken: „Ich werde sicherlich sterben!“ treibe deine Pläne, den Dharma zu praktizieren, hurtig voran! Da ein Meister deine einzige Hoffnung ist, flehe ihn aus der Tiefe deines Herzens an! Da alle Lust und alles Leid – was immer dir geschieht – eine Vergeltung des Vergangenen ist, mache nicht zu viele Pläne. Betrachte gute, böse und neutrale Menschen als dir überlegen und nimm immer den bescheidensten Platz ein!
Übe dich in unvoreingenommener reiner Wahrnehmung und spotte nicht über andere! Bekenne deine eigenen Fehler und meditiere nicht über die Unzulänglichkeiten anderer! Da der essentielle Punkt aller Lehren in deinem eigenen Geist liegt, untersuche dessen Natur stets genau!“ (S. 96)
Übersetzung aus dem englischen "The Heart of the Matter"
Paperback 135 Seiten mit Tibetischem Originaltext