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Autobiografie . Mit Francoise Bottereau-Gardey u. Laurent Deshayes . Übersetzung: Liebl, Elisabeth . 2010 . 303 S. 12 meist farb. Fototaf. . 22 cm . 978-3-442-33870-2
- Arkana -
Eigentlich führt Thubten Ngodup zwei Leben: das eines gewöhnlichen tibetischen Mönchs aus einfachen Verhältnissen und das eines Orakels, durch welches die tibetische Schutzgottheit Dorje Dragden spricht. Was Ngodup in Trance aussagt, beeinflusst die Geschichte und Geschicke des ganzen tibetischen Volks, denn noch immer befragt der Dalai Lama das Orakel in Gestalt des Autors vor jeder politischen Entscheidung.
Thubten Ngodups Autobiografie entführt uns in eine Welt aufwühlender Rituale, zorniger Gottheiten und geduldiger spiritueller Praxis. Das Schicksal des 14. Staatsorakels ist so bunt und ereignisreich, dass es selbst unter den vielen dramatischen Emigrationsschicksalen der Tibeter hervorsticht. Es ermöglicht einen einzigartigen Einblick in die Glaubenswelt des tibetischen Buddhismus und die mystischen Traditionen Tibets, die trotz ihrer Popularität im Westen voller Geheimnisse stecken.
Ein Blick hinter die Kulissen: wie der Dalai Lama zu seinen Entscheidungen kommt.
Leseprobe
Ich kenne den ehrwürdigen Thubten Ngodup seit seiner Kindheit. 1966 habe ich die Siedlung von Changlang Kunsang Ling in der Provinz Assam verlassen und ging nach Dharamsala, weil ich als Repräsentant der Nyingma-Schule an das Büro für religiöse Angelegenheiten entsandt wurde. Ein Jahr später erwarb die tibetische Exilregierung Land in Gangchen Kyishong. Das tibetische Zentralsekretariat und Klöster wie Gadong, Nechung und viele andere verlegten ihren Sitz dorthin. Zu jener Zeit trafen auch der ehrwürdige Thubten Ngodup und seine Eltern aus Bhutan kommend dort ein.
Tibet ist aufgrund seines Karmas und anderer Aspekte und Bedingungen unvorstellbaren Umwälzungen unterworfen. Wir mussten unsere Heimat verlassen und in ein anderes Land gehen, in dem für uns alles neu war. Alle wichtigen Grundlagen für den Neuanfang gingen vom Dalai Lama aus: die Initiative, die tibetische Exilregierung zu gründen und Siedlungen zu bauen, in denen wir leben und uns ernähren können, Schulen zu errichten, um unseren Kindern eine