Kurzbeschreibung
Ein Top-Astrophysiker und ein Buddhist, der in Mikrobiologie promoviert hat, führen einen Dialog mit dem Ziel, die Grenzen der Erkenntnis auszuloten. Die Jahrtausende alte spirituelle Tradition und die neuesten Erkenntnisse der Naturwissenschaft befruchten sich dabei gegenseitig. Eine hervorragende Einführung in die zentralen Gedanken des Buddhismus und der modernen Physik und eine faszinierende Vision der Synthese von Religion und Wissenschaft.
Über den Autor
Matthieu Ricard arbeitete als Forscher auf dem Gebiet der Molekularbiologie, ehe er seine Berufung zum Buddhismus erkannte. Seit 25 Jahren lebt er als buddhistischer Mönch in den tibetischen Klöstern des Himalaja. Zusammen mit seinem Vater, dem Philosophen Jean-François Revel, veröffentlichte er den Gesprächsband "Der Mönch und der Philosoph". Außerdem übersetzt er Werke aus dem Tibetischen und ist der offizielle Französischübersetzer des Dalai Lama. Trinh Xuan Thuan ist Astrophysiker und Professor an der Universität von Virginia. Zu seinen wichtigsten Veröffentlichungen gehören: "Die geheime Melodie", "Das Schicksal des Universums" sowie "Chaos und Harmonie".
Buchbesprechung:
Das Buch ist die Niederschrift eines Dialoges zwischen einem Astrophysiker vietnamesischer Herkunft, der als Buddhist aufgewachsen ist und heute in den USA lehrt, und einem buddhistischen Mönch aus Frankreich, der ein enger Schüler von Dilgo Khyentse Rinpoche war und seit Jahrzehnten in Nepal lebt. Der Physiker gibt eine hochinteressante und verständliche Darstellung der neuesten Theorien im stellaren und subatomaren Bereich, der Mönch setzt die Lehren des tibetischen Buddhismus dagegen. Die Positionen der beiden Kontrahenten sind nicht kompatibel, denn der Wissenschaftler ist es gewöhnt, dass seine Hypothesen überprüft und infrage gestellt werden, während der buddhistische Philosoph dogmatisch argumentiert.
Er tut dies in einer Weise, die manchmal Unmut hervorruft, denn mit der ständigen Wiederholung von Begriffen wie "Leerheit" und "abhängige Existenz" wird jeder kontroverse Dialog ad absurdum geführt, da er sich auf eine ganz andere Ebene begibt. Am Ende könnte der Leser den Eindruck bekommen, der Buddha habe in seinen Lehren die Quantenmechanik und die moderne Kosmologie bereits vorweggenommen. Der Weg des praktizierenden Buddhisten ist aber eine Reise nach innen, die zu einer Grenze führt, wo die dualen Gegensätze verschwinden: Was jenseits liegt, lässt sich mit unserer Sprache nicht beschreiben, hier hat jede Begrifflichkeit ein Ende. Diese spirituelle Erfahrung nennt man Erleuchtung.
Es führt aber kein direkter Weg vom Urknall zur Erleuchtung, wie der Untertitel des Buches nahelegt. Der tibetische Buddhismus lehnt einen zeitlich fixierbaren Beginn des Kosmos ab. Materie und Bewusstsein existieren anfangs- und endlos und tragen das Potenzial zur zyklischen Entstehung immer neuer Welten in sich. Diese Auffassung entspricht nicht den modernen Theorien der Physik, die aber letzten Endes im Fluss sind und Raum auch für gegenteilige Spekulationen lassen. So gibt der Physiker irgendwie der Philosophie des Mönches meistens nach und lässt sich lediglich seine Überzeugung, dass es ein erstes schöpferisches Prinzip geben müsse, nicht nehmen. Die Dialogpartner können sich aber im Bereich der subatomaren Physik verständigen, einfach, weil die Physik hier keine exakte Beschreibung der Wirklichkeit mehr zulässt, denn alle beobachtbaren Phänomene sind flüchtig, wandelbar und voneinander abhängig - sie sind "leer" in buddhistischer Begrifflichkeit.
Trotzdem: "Quantum und Lotus" ist ein ungemein spannendes Buch auf hohem intellektuellem Niveau, von dessen Lektüre nicht nur Buddhisten und Naturwissenschaftler profitieren werden.
Egbert Asshauer
Taschenbuch: 448 Seiten
Verlag: Goldmann Verlag (10. März 2008)
Sprache: Deutsch
Vergriffen. Gebraucht sehr gut