Phänomene der Besessenheit durch Dämonen und Gottheiten in Tibet und Ladakh
15.05.2012, Paperback (Fabri)
Produktinfo
190 S., Maße: 21,0 x 14,9 cm, Buch, Sonstiges
ISBN: 978-3-931997-47-2
Für jeden Leser spannened und informativ! Aufgrund der zahlreichen Formen der Besessenheit, die sich im lamaistischen Tibet finden, und die vom Buddhismus nicht nur toleriert, sondern teilweise in sein eigenes klerikales System integriert und institutionalisiert wurden, ist anzunehmen, daß der Glaube an die Besessenheit eine zentrale religiöse Bedeutung für die Tibeter der vorbuddhistischen Zeit hatte und sich auch im Rahmen der vorbuddhistischen, autochthon tibetischen Volksreligion artikuliert haben dürfte. Die im buddhistischen Ladakh nachweisbaren Besessenheitsphänomene zeigen zahlreiche Parallelen zu denen Tibets; jedoch ist davon auszugehen, daß sich in Ladakh - wie in Tibet - einheimische, vorbuddhistische, volksreligiöse Elemente in der Ausprägung der unterschiedlichen Formen der Besessenheit niedergeschlagen haben. Neben den besessenen Hexen sind es vor allem die Kloster- und die Dorforakel, die in Trance agieren. Eine formale Übereinstimmung aller Klosterorakel ist die die Besessenheit begleitende Trance, die sich in einer veränderten Physiognomie und in einem veränderten Verhalten der Person ausdrückt. Alle bisher von Orakeln vorliegenden Aussagen stimmen darin überein, daß sie sich an nichts erinnern, was während der Besessenheit geschieht. Ihr eigenes Bewußtsein ist also während der angenommenen Inkorporierung der numinosen Macht vollständig ausgeschaltet. Der Tätigkeitsbereich der Dorforakel ist wesentlich umfangreicher als der der Klosterorakel. Neben Prophezeiungen zukünftiger Ereignisse (z.B. Art und Ausgang zukünftiger Unternehmungen einer Person), erteilen sie allgemeine Ratschläge (z.B. wann mit dem Bau eines Hauses begonnen werden soll, und welche Rituale dabei durchzuführen sind). In besessenem Zustand können sie Auskunft über verlorengegangene oder gestohlene Gegenstände geben. Die verschiedenen Heiltechniken, die zudem vom einzelnen Orakel während der Besessenheit praktiziert werden, sind sehr vielfältig. Eine besonders häufig angewandte Methode ist das Aussaugen der Krankheit. Dabei wird zunächst der angenommene Sitz der Krankheit lokalisiert, z.B. durch Abtasten des Körpers, oder indem der lHa-pa bzw. die lHa-mo den Körper des Kranken mit einem Spiegel untersucht, und dann wird die Krankheit an diesem Punkt herausgesaugt. Das Heraussaugen kann mit dem bloßen Mund, mit einem Bambus- oder Metallrohr, mittels eines speziellen zeremoniellen Pfeils (Tib. mDa'-dar) oder mit einer Trommel durchgeführt werden.