Geschichte vom Ursprung der Tara-Tantras
Tara wird auch »die Mutter aller Buddhas« genannt. Zahlreiche Geschichten erzählen von ihrer Weisheit und ihren Lehren, den Tara-Tantras. Der große tibetische Meister Jonang Taranatha stellt hier jene Geschichten vor, die den Ursprung der Tara-Tantras erhellen.
Vor allem die Lebensbilder der frühen indischen Meister und Siddhas beleuchten ihre Wirkkraft und die Entstehung der mit ihr verbundenen Unterweisungen. Jeder von ihnen spielte eine bedeutende Rolle bei der Überlieferung der Tara-Tantras und der mit ihnen verbundenen Unterweisungen und Praktiken. Einige Meister sind aus den Legenden der 84 Mahasiddhas bekannt, wie Nagarjuna, Tilopa, Naropa und Atisha. Andere werden hier namentlich erstmals erwähnt, wie Kusalipa, Asitaghana, Jnana-mitra und Shanti-gupta.
Taranathas Text, den er um das Jahr 1604 schrieb, liegt zum ersten Mal in deutscher Übersetzung vor. Er wird ergänzt durch Auszüge aus seiner Geschichte des Buddhismus in Indien und aus seinem Werk Die Sieben Übertragungslinien.
Zum Autor
Jonang Taranatha (1575–1634/5) war ein vollkommen realisierter Yogin, ein brillanter Gelehrter, Historiker, Halter verschiedenster Linien und Meister der Jonangpa-Schule. Als einer der wenigen tibetischen Schüler des wohl letzten großen Mahasiddha Indiens, Buddha-gupta-natha, erhielt er von diesem wertvolle Übertragungen und Unterweisungen. Dazu gehörten Tara-Tantras und Mahamudra-Lehrzyklen. Taranatha bereiste Tibet und die Mongolei, hatte zahllose Schüler aus allen tibetischen Lehrtraditionen und hinterließ ein 23-bändiges Werk. Ihm allein ist es zu verdanken, dass die Tara-Tantras und deren Praxis bis heute überliefert sind. Die Jonangpa-Schule ist nach wie vor lebendig und unterhält im Nordosten Tibets, in den alten Provinzen Amdo und Golok, über fünfzig Klöster und Retreat-Zentren.