Entspannt dazusitzen und an nichts oder an alles mögliche zu denken ist nicht der Sinn der Meditation. Meditation ist ein aktiver Vorgang, in dem wir unseren Geist umgewöhnen. Zur Zeit ist unser Geist bestens vertraut mit unheilsamen Eigenschaften wie Hass, Eifersucht, Stolz und so weiter. Diese Eigenschaften werden mit Meditation Schritt für Schritt abgewöhnt und heilsame Eigenschaften wie Erbarmen, Liebe und Weisheit entwickelt. Nur so kann das Glück dauerhaften inneren Friedens erlangt werden. Gonsar Rinpotsche beschreibt im ersten Teil des Buches grundlegende Punkte der Meditation und setzt sie in Bezug zu den Erfahrungen die wir in unserem Leben machen. Der zweite Teile enthält eine konkrete Anleitung, wie Meditation in Verbindung mit Avalokiteschvara, dem Buddha des Erbarmens angewendet werden kann.
Buchauszug
In entspannter Haltung zu sitzen und zu versuchen, nichts zu denken oder an alles mögliche zu denken, ist nicht der Zweck von Meditation. Meditation ist ein aktiver Vorgang, mit dem der Geist schrittweise an etwas gewöhnt wird. Das, woran er gewöhnt wird, sind heilsame Eigenschaften wie Erbarmen, Liebe und Weisheit. Damit werden die unheilsamen Faktoren wie Begierde, Haß, Eifersucht, Stolz und so weiter, an die wir bestens gewöhnt sind, aus dem eigenen Geist entfernt, und es wird ein dauerhaftes und reines Glück inneren Friedens erlangt. Im ersten Teil dieses Buches beschreibt Gonsar Rinpotsche grundlegende Punkte der Meditation und setzt sie in Bezug zu den Erfahrungen, die wir in unserem Leben machen. Der zweite Teil enthält eine konkrete Anleitung für das Ausführen einer Meditation in Verbindung mit Avalokiteschvara, dem Buddha des Erbarmens.
Textauszug:
Meditation ist vergleichbar mit dem schrittweisen Bauen eines Hauses oder eines Stupa. Man baut gezielt etwas auf, und zwar im eigenen Geist. Wenn man ein Stupa oder ein Haus bauen möchte, benötigt man einerseits Boden, und zwar geeigneten, ebenen und festen Boden. Andererseits braucht man die notwendigen Materialien, um dieses Vorhaben umzusetzen. Ohne diese Voraussetzungen, ohne den geebneten Boden und die erforderlichen Materialien, einfach aus dem Nichts heraus, wird man nichts bauen können. Selbst wenn man ein kleines Gartenhaus aufstellen will, braucht man Boden und geeignetes Material. Auch um eine eindrucksvolle Villa zu bauen, braucht man diese Voraussetzungen, und ebenso für einen Wolkenkratzer.
Dieses Beispiel hat folgende Entsprechungen: Dem geebneten Boden entspricht das richtige Verhalten; die reine Anschauung entspricht dem Baumaterial; und die Meditation ist die Arbeit, mit der wir auf dem geeigneten Boden und mit den passenden Materialien das Haus bauen. Deshalb ist es so wichtig, zuerst zu verstehen, was richtige Anschauung und richtiges Verhalten sind. Wenn diese Voraussetzung richtiger Anschauung und richtigen Verhaltens gegeben ist, dann kann man wirkliche Meditation ausführen.
Aus diesen dreien ist die Meditation das Wichtigste. Der Grund dafür liegt darin, daß die eigentlichen Ursachen für Glück und Leid im eigenen Geist liegen und die Meditation das Mittel ist, um die entsprechenden Veränderungen im eigenen Geist herbeizuführen.
Obwohl alle drei Punkte sehr wichtig sind, ist als erstes eine richtige Anschauung entscheidend. In unserem Geist ist ein großes Maß an Unwissenheit vorhanden. Viele falsche Auffassungen, Zweifel, Unsicherheiten und Unklarheiten kennzeichnen unsere Gedanken. In diesem Gewirr ist es nicht möglich, Meditation auszuführen.
Wie kommt man nun zu einer richtigen Auffassung? Man erreicht sie, indem man Hören und Nachdenken folgt. Ohne Hören und Nachdenken gelangt man zu keiner korrekten Auffassung.
Hauptziel der Meditation ist es, im eigenen Geist ein richtiges Verständnis hervorzubringen, eine Weisheit zu erzeugen, die gegenwärtige und letztliche Ziele fehlerfrei erkennt. Das bedeutet, die konventionelle und die letztliche Art des Bestehens der Objekte richtig zu erkennen ist das Ziel.
Das ist ein entscheidender Punkt, denn die Weisheit, die die konventionelle und die letztliche Art des Bestehens der Objekte erkennt, ist das direkte Mittel gegen die Unwissenheit und die Verblendungen. Die Verblendungen sind die eigentliche Wurzel allen Leids, das wir erfahren. Alle Verblendungen haben wiederum ihre Wurzel in der Unwissenheit; und diese Unwissenheit wird beseitigt durch die Weisheit, die die eigentliche Art des Bestehens der Objekte erkennt.
Diese Weisheit ist eine direkte Wahrnehmung der Wirklichkeit. Sie erkennt, wie die Phänomene letztlich bestehen. Hauptziel der Meditation ist es, diese Weisheit zu erreichen. Eine solche Weisheit, die die Wirklichkeit direkt erkennt, wird als meditations-entsprungene Weisheit bezeichnet. Es ist also notwendig, Meditation anzuwenden, um diese Art von Weisheit zu erreichen.
Taschenbuch: 258 Seiten
Verlag: Edition Rabten; Auflage: 2003 (Mai 2003)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3905497484
ISBN-13: 978-3905497489