Wichitge Gedanken und leicht anwendbare Ratschläge für die Vorbereitung auf den Tod und das Leben danach.
Beschreibung der Vorgänge im Tod und Sterben und wie man Sterbenden helfen kann.
Buchauszug
Dieses Buch ist besonders bedeutend, weil es die grundlegende Situation unseres zyklischen Daseins beschreibt. Tod, Bardo (Zwischenzustand) und Geburt sind der eigentliche Prozeß, der uns von einem Leben in Leid mit weiteren Leben in Leid verbindet, wenn er außer Kontrolle ist. Wenn dieser Vorgang aber unter Kontrolle gebracht und umgewandelt wird, ermöglicht er das Erlangen der drei Aspekte des Buddha, der drei Kayas, für das Wohl aller Wesen. Es ist deshalb eine entscheidende Anwendung des Buddhismus, sowohl die Natur dieser Vorgänge als auch die Methoden zu deren Verwandlung genau zu kennen. Durch ein Verständnis dieser Vorgänge werden auch die vielen falschen Auffassungen bezüglich der eigenen grundlegenden Art der Existenz beseitigt.
Die Wesen des Daseinskreislaufs mögen sich während des Lebens in ihren oberflächlichen Eigenschaften und ihrer Lebensart unterscheiden, aber dennoch unterliegt alles, was geboren ist, dem gleichen Schicksal von Tod, Bardo und Wiedergeburt. Diese Erfahrungen können wir weder vermeiden noch nach Wunsch lenken. Deshalb ist es klug, diese eigene innere Situation zu kennen und nicht unwissend und vergessend sein Leben allein mit gegenwärtigen Dingen vergehen zu lassen. Denn wenn man das tut, ist das wie das Verhalten eines Reisenden, der auf einer kurzen Zwischenstation vergißt, daß er seine Reise bald fortsetzen muß und sich damit in viele unerwünschte Konsequenzen verstrickt.
Textauszug:
Fragt man sich: Wo ist der Geist? Er ist in unserem Körper, er existiert in Verbindung mit unserem Körper, und unser Körper bildet gewissermaßen die Basis für das Eixistieren dieses Geistes. Der Geist ist im Körper vorhanden, im allgemeinen erstreckt er sich über den ganzen Körper, hauptsächlich jedoch konzentriert er sich auf die verschiedenen Kanäle im Körper, die wir vielleicht Nerven nennen oder sogenannte Energiekanäle. Die zentralen Punkte des Bestehens des Geistes sind Punkte im Gehirn und in der Höhe des Herzens.
Dieser Geist existiert ständig in Verbindung mit einer bestimmten Energie, das tibetische Wort dafür ist Wind; das ist deshalb nicht mit dem äußeren Wind zu verwechseln, sondern es sind bestimmte Energien, die ständig mit dem Geist in Verbindung sind, die untrennbar mit dem Geist verbunden sind; und der Geist existiert in diesen verschiedenen Kanälen, ständig zusammen mit diesen feinen, subtilen Energien.
Der Geist existiert in ständiger Abhängigkeit von diesen subtilen Energien, und ebenfalls basiert der Geist auf dem Körper. Wenn nun der Geist sehr aufgewühlt ist, dann führt das auch zu einer Aufwühlung dieser Energien, die dann wieder körperliche Veränderungen hervorrufen können; diese sind dann sehr wohl von verschiedenen Geräten registrierbar. Das ist jedoch lediglich mein eigener Gedanke.
Eine weitere Eigenschaft des Geistes ist es, daß durch die Entwicklung der heilsamen oder positiven Faktoren des Geistes die negativen Faktoren an Kraft abnehmen. Das heißt, in dem Maß, wie die heilsamen Faktoren gestärkt werden, reduzieren sich die negativen. Diese Funktionsweise ist die Natur des Geistes. Stärkt man die heilsamen Faktoren des Geistes, wird das ganz von selbst zu heilsamen Handlungen der Rede führen und zu positiven, heilsamen physischen Handlungen; und gleichzeitig werden die negativen Gedanken reduziert, was dann wiederum zu einer Reduktion der negativen verbalen und physischen Handlungen führt.
Durch eine sehr intensive Entwicklung der heilsamen Faktoren des Geistes ist es möglich, daß diese eine solche Stärke erlangen, daß die negativen Faktoren vollständig zerstört, vollständig vom Geist beseitigt werden können, so daß sie nicht mehr auftreten, daß sogar ihre Eindrücke beseitigt werden. Dadurch wird die Ursache für das Erfahren von Leid vollständig beseitigt, und es ist dann nicht mehr möglich, Leid zu erfahren, sondern nur noch Glück, und zwar ein ganz außergewöhnliches, vollkommenes Glück.
Um das mit einem Beispiel deutlich zu machen: Wenn Sie kaltes Wasser haben und dieses Wasser erwärmen, dann bleibt das Wasser Wasser, aber sein kalter Aspekt wird in dem Maß abnehmen, wie sein warmer Aspekt zunimmt. Daß die Wärme des Wassers in dem Maß zunimmt, wie die Kälte abnimmt, das ist die Natur des Wassers; und wenn das Wasser zum Sieden gebracht worden ist, dann kann man sagen, daß sein kalter Aspekt vollständig beseitigt worden ist.
Überarb. u. hrsg. v. Schülern Geshe Rabtens unter Leit. v. Gonsar Rinpotsche . 2002 . 152 S. 19 cm