Wer ist der Mann, der den meisten Deutschen als ihr größtes Vorbild gilt, noch vor Benedikt XVI. - und den Chinas KP-Führung als Vaterlandsverräter beschimpft? Ein Erleuchteter, weltentrückt heilig und jenseits aller Kritik? Oder ein politisch kühl kalkulierender Machtmensch? Vertraut er seinen morgendlichen BBC-Nachrichten oder den Würfeln, die er gelegentlich wirft? Was ist das Vermächtnis Seiner Heiligkeit, für seine Heimat Tibet, für den »Rest der Menschheit«?
Im Gegensatz zu den vielen halb religiösen, halb esoterischen, zusammenhanglos versammelten Zitatenschätzen in Buchform, die unter den Namen des Dalai Lama auf dem Markt sind, zeigt Erich Follath den »wahren« Dalai Lama: seine Bedenken hinsichtlich einer allzu schnell wachsenden buddhistischen Gemeinde in Europa und den USA, seine Pläne für die tibetische Heimat, wo die Kompromissbereitschaft gegenüber Peking trotz des Schwurs der Gewaltlosigkeit endet; seine Befürchtungen, die KP Chinas könne, nach der Wahl des eigenen Panchen Lama, nun bald auch einen zweiten Dalai Lama bestimmen; seine Skepsis gegenüber einem Nachfolger und seine Gedanken darüber, wo denn - wenn überhaupt - eine Reinkarnation gefunden werden könnte.
Autorenportrait
Erich Follath, geboren 1949 in Esslingen, ist promovierter Politikwissenschaftler und bekannter Sachbuchautor. Der Diplomatische Korrespondent des SPIEGEL bereist jedes Jahr mehrmals Israel und hat zahlreiche Titelgeschichten und Reportagen über den Nahen und Mittleren Osten geschrieben.