Neue Zürcher Zeitung
Sieg am Kailash
LL. Selten ist der Sieg einer Religion über eine andere so sinnfällig und zugleich so human fabuliert worden wie der des tibetischen Buddhismus über die Vorgänger-Religion des Bön. Am heiligen Berg Kailash – es war um das 11. Jahrhundert unserer Zeitrechnung – forderte der buddhistische Asket, Mystiker und Poet Milarepa den Bönpo-Meister Naro Bon Chung zum finalen Showdown: einem Wettlauf, genauer: einem Wettfliegen auf den Gipfel heraus. Kurz vor dem Gipfel wurde der Bönpo durch einen magischen Blick Milarepas gestoppt. Naro Bon Chung stürzte zur Erde. Doch Milarepa setzte ihm nicht, wie es sonst wohl die Art der Sieger ist, den Fuss auf den Nacken, sondern überliess ihm voller Mitleid das Kloster Bön-Ri als neues Refugium. Heute ist es schwierig, die buddhistischen und die Bön-Elemente des tibetischen Lamaismus säuberlich auseinanderzudividieren. Die Geschichtsschreibung war ohnehin allemal die der Sieger. Trotzdem lebt die Tradition einer reformierten Schule des Bön mit einem eigenen Oberhaupt fort, dem 33. Abt von Menri, der heute wie der XIV. Dalai Lama in Indien im Exil residiert. Der ausführlich kommentierte und reich bebilderte Band von Christoph Baumer führt kundig und detailliert in Geschichte und Gegenwart der Bön-Religion ein.
Hardcover: 200 Seiten
Verlag : Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (1999)
Größe : 32.3 x 24.3 cm
Absolute Rarität
Zustand: gebraucht sehr gut