Chimed Rigdzin Rinpoche : Gesammelte Schriften
Chimed Rigdzin Rinpoche (1922-2002), der verbreitet als C. R. Lama und auch als Zilnon Lingpa bekannt ist, war ein bedeutender Lama der Khordong- und der Byangter-Traditionslinien der Nyingmapa-Schule des Tibetischen Buddhismus. Als Gelehrter und Yogi kombinierte er diese zwei Strömungen in seinem Wirken als Dozent der Indo-Tibetischen Studien an der Visva Bharati Universität in Shantiniketan, in Westbengalen in Indien. Er war ein Mann, der ein Familienleben hatte und in der Welt um ihn herum aktiv engagiert war. Die mannigfaltigsten Erfahrungen seines langen Lebens zusammen mit der Tiefe seiner Meditationspraxis befähigten ihn, mit Menschen aus allen Lebensbereichen Verbindung aufzunehmen und ihnen unmittelbar die Kraft und die Bedeutung des Buddhadharma zu zeigen. Das Buch versammelt Rinpoches Schriften zu einem breiten Bereich von Themen, buddhistische Philosophie, tibetische Kulturpraxis, sein Leben im Khordong-Kloster und seinen Rat an Dharmapraktizierende eingeschlossen. Den Texte vorangestellt ist eine Einführung, die einen Überblick über Chimed Rigdzin Rinpoches Leben vermittelt und James Low’s Verbindung mit mit ihm kurz beschreibt, sowie werden alle Texte kurz vorgestellt (siehe auch weiter unten). »James Low studierte unter dem Ehrw. Chimed Rigdzin Rinpoche viele Jahre mit unglaublicher Hingabe und unter spartanischen Bedingungen, um das weite Wissen der Lehren Rinpoches zu sammeln. Dieser Band ist angefüllt mit diesen kostbaren Lehren, von denen die meisten bis jetzt unveröffentlicht geblieben sind. Es wird den Herzen vieler nutzen und ihnen helfen, sich zu öffnen.« Tulku Thondup Rinpoche *) Chimed Rigdzin wird auch häufig Chhimed Rigdzin geschrieben. Die tibetische Transition nach Wylie lautet: chi med rig ’dzin, sein voller Name lautet: Khordong Terchen Tulku Chimed Rigdzin (’Khor-gDong gTer-Chen sPrul-sKu ’Chi-Med Rig-’Dzin). Er wurde als »Rinpoche« angesprochen.
edition khordong im Wandel Verlag, Berlin, 14.6.2016, 290 Seiten mit 24 teilweise farbigen Abbildungen, Festeinband (Hardcover), 22×15cm, g, 35€, ISBN: 978-3-942380-22-5 Gedruckt in Berlin auf FSC zertifiziertem 100% OBA- und holzfreiem, recycle- und biologisch abbaubarem Papier, alterungsbeständig gemäß ISO 9706.
Über die Texte (aus der Einführung): Kapitel 1, Vajrayāna in Tibet gibt eine kurze Beschreibung, wie tantrische Lehren in der Welt der Menschen bekannt wurden. Es war nicht so, dass eine Person eine interessante Idee gehabt und dann daraus ein System entwickelt hätte. Es handelt sich hier eher um eine Linie, die seit dem Anfang der Zeit gegenwärtig war und durch Wesen weitergereicht wurde, die in verschiedensten Formen in verschiedensten Bereichen existierten. Die ungebrochene Linie, die von ihrem ›göttlichen‹ oder natürlichen Ursprung aus voranschreitet, hat einen Widerhall in ihrer Lehre von der ungebrochenen Kontinuität zwischen allen Phänomenen und zwischen diesen Phänomenen und ihrer natürlichen Quelle, bzw. ihrem natürlichen Grund. Weitere Details der frühen Geschichte dieser Lehren können in »Die Nyingma-Schule des Tibetischen Buddhismus: Ihre Grundlagen und ihre Geschichte« gefunden werden. Dieses Kapitel stellt auch die Struktur der Stufen tantrischer Praxis dar und zeigt die wichtigen zwischen ihnen liegenden Unterschiede in der Sichtweise und Meditation. Kapitel 2, Die Nyingma-Tradition, erweitert das Material, das in Kapitel 1 dargelegt wurde, indem klar beschrieben wird, wie die Art und Weise, wie wir unsere Situation sehen, verschiedene Muster verkörperter Reaktionen erschafft. So lange wie wir glauben, dass Subjekt und Objekt wahrhaft getrennt und innewohnend real sind, beide mit ihrer definierenden Essenz oder innewohnenden Eigennatur, sind wir zu einem langen, langsamen und harten Pfad der Reinigung und Entwicklung verdammt, auf dem wir vielen Hindernissen begegnen können. Das Haupthindernis ist in der Tat unser eigener Glaube an unsere Existenz als eine getrennte Entität, als ein getrenntes Ding. Dieses Kapitel verweist auf die vitale Wichtigkeit, sich gegenüber der nicht-dualen Sichtweise des Dzogchen – dem Gipfel der Lehren des Buddha – zu öffnen und darin zu verweilen. Diese Sichtweise führt uns in die natürliche Vollkommenheit unserer gegenwärtigen Situation, so dass wir, ohne irgendwelche äußeren oder inneren Veränderungen vorzunehmen, zu unserer ursprünglichen Buddhaschaft erwachen, zur Nicht-Dualität der innewohnenden Reinheit der ungeborenen Offenheit, und zur Klarheit der spontanen Manifestation. Dies ist die Lehre, die C. R. Lama verkörperte und in der sorgenfreien Unmittelbarkeit seiner Teilnahme an allem, was ihm begegnete, ausdrückte. Kapitel 3, Bardo-Unterweisungen, welche Klarheit wie eine Sonne ausstrahlen, sowie Kapitel 4, Die Wurzelverse der Bardos, haben die Erfahrungen der Bardos, der Zwischenzustände, zum Schwerpunkt. Kapitel 3 ist ein Ausschnitt aus der Terma-Sammlung (gTer-Ma, Schatz) der ersten Inkarnation von C. R. Lama. Kapitel 4 ist ein Teil aus dem Karma Lingpa Zhitro-Zyklus. Unsere Leben sind nichts als Erfahrung – eine ungreifbare Erfahrung; wonach immer wir greifen, ist nichts als bloß eine andere Form von Erfahrung, gegenwärtig nur, solange wir ihr unsere Beachtung schenken. Statt also unser Leben in definitive Stufen zu unterteilen, Stufen, die wir besetzen und meistern wollen, verweisen die Bardo-Lehren auf den vorläufigen Charakter und die bedingte Natur eines jeden Moments unserer Entfaltung. Wir befinden uns immer zwischen dem, was bereits gegangen ist und jenem, was noch kommen wird – das Leben besteht aus Momenten und nicht aus Dingen. Diese Lehren ermutigen uns, uns ganz und gar dem Augenblick gegenüber zu öffnen, in dem wir uns gerade befinden. Wenn wir vollkommen offen sind und die Fülle des Augenblicks empfangen, werden wir zugleich voll und leer sein: Dies ist die Begegnung des Himmels mit dem Himmel. Kapitel 5, Vajrasattva-Meditation, die alle Fehler und Verdunklungen reinigt, wurde von C. R. Lama geschrieben, um die Unterweisungen von Chetsangpa zu vervollständigen, die in den Kapiteln 1, 3 und 5 in Aus dem Handgepäck eines tibetischen Yogis zu finden sind. Er (C. R. Lama) bestand darauf, dass der wichtigste Faktor in der Praxis des Dharma der Glaube ist, nicht nur ein Glaube an die Meditationsgottheiten, sondern an uns selbst, an unsere wahre Natur, unsere Buddha-Natur, unsere ursprüngliche Reinheit. Vajrasattva, Unzerstörbares Wesen, ist der Garant unseres Erwachens. Er ist die Gegenwart unserer Gegenwärtigkeit, unsere Reinheit, die uns durch Reinheit einer Form offenbart wird, welche die Leerheit selbst ist. Dieser kurze Text gibt die Schlüsselinstruktionen für die Praxis und wurde vor etwa vierzig Jahren geschrieben, als Chimed Rigdzin Lama in Bengalen in Indien lebte. Dieses Kapitel handelt von der Beziehung zwischen Phantasie und Wirklichkeit. Das Tatsächliche, dieser Definition nach, ist nicht die substantielle Welt, die scheinbar durch unsere Sinne enthüllt und durch unsere Gedanken verstanden wird. Das Tatsächliche ist das nicht-dual Gegebene, das, was fortfährt zu sein, wenn unsere künstlichen Konstrukte nicht länger gefördert werden. Die Welt unserer gewöhnlichen Erfahrung mit ihren Hoffnungen und Befürchtungen, mit dem Empfinden von gut und schlecht und ihrer unaufhörlichen begrifflichen Organisation wird als Phantasie, als das Produkt einer grundlegenden Täuschung enthüllt. Dass unsere Fehler, Irrtümer, Verwirrungen usw., wie alles andere, was erscheint, bar jeder innewohnenden Eigennatur sind, ist genau der Grund dafür, dass sie so schnell aufgelöst werden können. Die Meditation von Vajrasattva stellt durch ihre Verknüpfung des Gewöhnlichen mit dem Symbolischen und mit der Offenheit unmittelbarer Gegenwärtigkeit das Mittel bereit, unsere verunreinigten Tendenzen zur Verdinglichung – die so viel Schmerz und Schuld erschaffen – aufzulösen in ihre eigene innewohnende Reinheit. Die Essenz der Praxis liegt darin, mit der eingeborenen Reinheit von allem, was erscheint, in Kontakt zu kommen und sie zu erkennen. Verunreinigungen sind ein zufälliges Phantom, das auf der Grundlage einer fehlerhaften Indentifizierung eines ›Selbst‹ gedeiht. Die Praxis stellt einen der vielen Wege zur Erfahrung von Bewusstheit und Leerheit dar, die der Beginn des Dzogchen ist. Kapitel 6, Padmasambhava stellt sich vor, Kapitel 7, Padmasambhava: »Erkennen, was bedeutsam ist« (Tib. mThong-Ba Don-lDan; engl. Meaningful to Behold) und Kapitel 8, Padmasambhavas Vorhersagen, beziehen sich auf Padmasambhava und stellen C. R. Lamas Übersetzungen von Texten dar, die in den sechziger Jahren in Indien verfügbar waren. Als die Tibeter aufgrund der chinesischen Herrschaft Tibet verlassen mussten, gingen viele Texte verloren. Allmählich sind dann viele Texte wieder aufgetaucht und werden neu gedruckt, jedoch verweisen diese kurzen Auszüge auf Zeiten zurück, als jedes noch so kleine Fragment sorgfältig geschützt und erhalten wurde. Kapitel 6 und 7 haben die heilende Macht und die Qualitäten von Padmasambhava zum Gegenstand, also nährende und heilende Faktoren, die von besonderer Bedeutung für die Flüchtlinge waren, die so viel verloren hatten. Seine Macht, Gutes zu bewirken, geht nicht so sehr aus einer weltlichen Position hervor, sondern von einer natürlichen Basis aus, dem Dharmadhātu, aus dem er alles herbeiruft, was von jenen benötigt wird, die Glauben an ihn haben. Kapitel 8 listet einige der vielen Vorhersagen auf, die Padmasambhava in Bezug auf künftige Zeiten machte. Meistens handelt es sich um Vorhersagen von Schwierigkeiten und Katastrophen, und paradoxerweise sind diese Erinnerungen an die Schwierigkeiten des Saṃsāra unterstützend in schweren Zeiten. Wir neigen dazu, unsere eigenen Tragödien mit allzu großer Bedeutung zu tränken, wenn sie doch lediglich nichts als Beispiele für die Natur dualistischer Erfahrung sind. Kapitel 9, Auszüge aus Vorworten, bietet einige Auszüge aus den Vorworten, die C. R. Lama für einen ganzen Bereich ritueller Texte diktiert hatte, die in Indien veröffentlicht wurden. Sie vermitteln ein Gefühl für seine Phrasierung und Intention. Kapitel 10, Kurze Unterweisungen, umfasst eine Auswahl aus kurzen Bemerkungen, die C. R. Lama machte, als er Texte erklärte. Er sprach sehr schnell und verlangte volle Aufmerksamkeit. Diese Bemerkungen vermitteln ein Gefühl für die kondensierte und direkte Art und Weise, wie er seinen Punkt vorbrachte. Ihre Bedeutung wird enthüllt, wenn wir unsere eigene Existenz ruhig reflektieren. Kapitel 11, Khordong-Kloster, gibt einen Überblick über die Geschichte und die Entwicklung des Hauptklosters von C. R. Lama in Osttibet. Es beschreibt den großen Einsatz so vieler Menschen zu bauen, zu lehren, zu praktizieren – alles der Vergänglichkeit unterworfen, aber auch von so großem Wert. Diese kurze Beschreibung betont die Übertragung der Linie als den zentralen Faden, der alle monastischen Aktivitäten verbindet und formt. Kapitel 12, Ausbildung im Khordong-Kloster, ist ein kurzes Papier, das C. R. Lama auf einer Konferenz in Indien vortrug. Es beschreibt das Ausbildungssystem im Khordong-Kloster und gibt einen Abriss sowohl des Curriculums als auch der Form des Studiums dort. Kapitel 13, Khordong-Kloster: der jährliche Zyklus der Rituale, beschreibt die Meditationspraktiken, die am Khordong-Kloster unterrichtet und eingesetzt wurden. Viele davon wurden gemäß dem Byangter-System des Dorje-Drag-Klosters durchgeführt. Dieses Kapitel zeigt den jährlichen Zyklus der Meditationsrituale. Es wurde zusammen mit dem Kapitel 12 auf einer Konferenz in Varanasi in Indien präsentiert. Kapitel 14, Neujahresfeierlichkeiten, gibt einen Bericht über die Feierlichkeiten zum Neuen Jahr im Bezirk Trehor in Kham, so wie sie von Ordinierten und Laien begangen wurden. Kapitel 15, Kommentare zur Kultur, bietet die Reflexionen von C. R. Lama zur lokalen Kultur und einen Einblick in die Lebensweise, die den Bezugsrahmen für die Entwicklung seiner Weltdeutung abgaben. Rinpoche war nicht sentimental und akzeptierte gleichmütig die vielen sich verändernden Umstände seines Lebens und den unwiederbringlichen Verlust der traditionellen tibetischen Kultur. Kapitel 16, Rigdzin Godem und Sikkim, gibt einen kurzen Bericht darüber, wie Rigdzin Godem das verborgene Land Sikkim enthüllte. Es beinhaltet ein kurzes Gebet. Rinpoche präsentierte 1979 dieses Papier auf einer Konferenz in Sikkim und dies stellt ein Beispiel dar, wie Rinpoche die akademische Struktur dazu benutzte, den Fokus auf die Praxis zu lenken.
edition khordong im Wandel Verlag, Berlin, 14.6.2016, 290 Seiten mit 24 teilweise farbigen Abbildungen, Festeinband (Hardcover), 22×15cm, g, 35€, ISBN: 978-3-942380-22-5 Gedruckt in Berlin auf FSC zertifiziertem 100% OBA- und holzfreiem, recycle- und biologisch abbaubarem Papier, alterungsbeständig gemäß ISO 9706.
Über die Texte (aus der Einführung): Kapitel 1, Vajrayāna in Tibet gibt eine kurze Beschreibung, wie tantrische Lehren in der Welt der Menschen bekannt wurden. Es war nicht so, dass eine Person eine interessante Idee gehabt und dann daraus ein System entwickelt hätte. Es handelt sich hier eher um eine Linie, die seit dem Anfang der Zeit gegenwärtig war und durch Wesen weitergereicht wurde, die in verschiedensten Formen in verschiedensten Bereichen existierten. Die ungebrochene Linie, die von ihrem ›göttlichen‹ oder natürlichen Ursprung aus voranschreitet, hat einen Widerhall in ihrer Lehre von der ungebrochenen Kontinuität zwischen allen Phänomenen und zwischen diesen Phänomenen und ihrer natürlichen Quelle, bzw. ihrem natürlichen Grund. Weitere Details der frühen Geschichte dieser Lehren können in »Die Nyingma-Schule des Tibetischen Buddhismus: Ihre Grundlagen und ihre Geschichte« gefunden werden. Dieses Kapitel stellt auch die Struktur der Stufen tantrischer Praxis dar und zeigt die wichtigen zwischen ihnen liegenden Unterschiede in der Sichtweise und Meditation. Kapitel 2, Die Nyingma-Tradition, erweitert das Material, das in Kapitel 1 dargelegt wurde, indem klar beschrieben wird, wie die Art und Weise, wie wir unsere Situation sehen, verschiedene Muster verkörperter Reaktionen erschafft. So lange wie wir glauben, dass Subjekt und Objekt wahrhaft getrennt und innewohnend real sind, beide mit ihrer definierenden Essenz oder innewohnenden Eigennatur, sind wir zu einem langen, langsamen und harten Pfad der Reinigung und Entwicklung verdammt, auf dem wir vielen Hindernissen begegnen können. Das Haupthindernis ist in der Tat unser eigener Glaube an unsere Existenz als eine getrennte Entität, als ein getrenntes Ding. Dieses Kapitel verweist auf die vitale Wichtigkeit, sich gegenüber der nicht-dualen Sichtweise des Dzogchen – dem Gipfel der Lehren des Buddha – zu öffnen und darin zu verweilen. Diese Sichtweise führt uns in die natürliche Vollkommenheit unserer gegenwärtigen Situation, so dass wir, ohne irgendwelche äußeren oder inneren Veränderungen vorzunehmen, zu unserer ursprünglichen Buddhaschaft erwachen, zur Nicht-Dualität der innewohnenden Reinheit der ungeborenen Offenheit, und zur Klarheit der spontanen Manifestation. Dies ist die Lehre, die C. R. Lama verkörperte und in der sorgenfreien Unmittelbarkeit seiner Teilnahme an allem, was ihm begegnete, ausdrückte. Kapitel 3, Bardo-Unterweisungen, welche Klarheit wie eine Sonne ausstrahlen, sowie Kapitel 4, Die Wurzelverse der Bardos, haben die Erfahrungen der Bardos, der Zwischenzustände, zum Schwerpunkt. Kapitel 3 ist ein Ausschnitt aus der Terma-Sammlung (gTer-Ma, Schatz) der ersten Inkarnation von C. R. Lama. Kapitel 4 ist ein Teil aus dem Karma Lingpa Zhitro-Zyklus. Unsere Leben sind nichts als Erfahrung – eine ungreifbare Erfahrung; wonach immer wir greifen, ist nichts als bloß eine andere Form von Erfahrung, gegenwärtig nur, solange wir ihr unsere Beachtung schenken. Statt also unser Leben in definitive Stufen zu unterteilen, Stufen, die wir besetzen und meistern wollen, verweisen die Bardo-Lehren auf den vorläufigen Charakter und die bedingte Natur eines jeden Moments unserer Entfaltung. Wir befinden uns immer zwischen dem, was bereits gegangen ist und jenem, was noch kommen wird – das Leben besteht aus Momenten und nicht aus Dingen. Diese Lehren ermutigen uns, uns ganz und gar dem Augenblick gegenüber zu öffnen, in dem wir uns gerade befinden. Wenn wir vollkommen offen sind und die Fülle des Augenblicks empfangen, werden wir zugleich voll und leer sein: Dies ist die Begegnung des Himmels mit dem Himmel. Kapitel 5, Vajrasattva-Meditation, die alle Fehler und Verdunklungen reinigt, wurde von C. R. Lama geschrieben, um die Unterweisungen von Chetsangpa zu vervollständigen, die in den Kapiteln 1, 3 und 5 in Aus dem Handgepäck eines tibetischen Yogis zu finden sind. Er (C. R. Lama) bestand darauf, dass der wichtigste Faktor in der Praxis des Dharma der Glaube ist, nicht nur ein Glaube an die Meditationsgottheiten, sondern an uns selbst, an unsere wahre Natur, unsere Buddha-Natur, unsere ursprüngliche Reinheit. Vajrasattva, Unzerstörbares Wesen, ist der Garant unseres Erwachens. Er ist die Gegenwart unserer Gegenwärtigkeit, unsere Reinheit, die uns durch Reinheit einer Form offenbart wird, welche die Leerheit selbst ist. Dieser kurze Text gibt die Schlüsselinstruktionen für die Praxis und wurde vor etwa vierzig Jahren geschrieben, als Chimed Rigdzin Lama in Bengalen in Indien lebte. Dieses Kapitel handelt von der Beziehung zwischen Phantasie und Wirklichkeit. Das Tatsächliche, dieser Definition nach, ist nicht die substantielle Welt, die scheinbar durch unsere Sinne enthüllt und durch unsere Gedanken verstanden wird. Das Tatsächliche ist das nicht-dual Gegebene, das, was fortfährt zu sein, wenn unsere künstlichen Konstrukte nicht länger gefördert werden. Die Welt unserer gewöhnlichen Erfahrung mit ihren Hoffnungen und Befürchtungen, mit dem Empfinden von gut und schlecht und ihrer unaufhörlichen begrifflichen Organisation wird als Phantasie, als das Produkt einer grundlegenden Täuschung enthüllt. Dass unsere Fehler, Irrtümer, Verwirrungen usw., wie alles andere, was erscheint, bar jeder innewohnenden Eigennatur sind, ist genau der Grund dafür, dass sie so schnell aufgelöst werden können. Die Meditation von Vajrasattva stellt durch ihre Verknüpfung des Gewöhnlichen mit dem Symbolischen und mit der Offenheit unmittelbarer Gegenwärtigkeit das Mittel bereit, unsere verunreinigten Tendenzen zur Verdinglichung – die so viel Schmerz und Schuld erschaffen – aufzulösen in ihre eigene innewohnende Reinheit. Die Essenz der Praxis liegt darin, mit der eingeborenen Reinheit von allem, was erscheint, in Kontakt zu kommen und sie zu erkennen. Verunreinigungen sind ein zufälliges Phantom, das auf der Grundlage einer fehlerhaften Indentifizierung eines ›Selbst‹ gedeiht. Die Praxis stellt einen der vielen Wege zur Erfahrung von Bewusstheit und Leerheit dar, die der Beginn des Dzogchen ist. Kapitel 6, Padmasambhava stellt sich vor, Kapitel 7, Padmasambhava: »Erkennen, was bedeutsam ist« (Tib. mThong-Ba Don-lDan; engl. Meaningful to Behold) und Kapitel 8, Padmasambhavas Vorhersagen, beziehen sich auf Padmasambhava und stellen C. R. Lamas Übersetzungen von Texten dar, die in den sechziger Jahren in Indien verfügbar waren. Als die Tibeter aufgrund der chinesischen Herrschaft Tibet verlassen mussten, gingen viele Texte verloren. Allmählich sind dann viele Texte wieder aufgetaucht und werden neu gedruckt, jedoch verweisen diese kurzen Auszüge auf Zeiten zurück, als jedes noch so kleine Fragment sorgfältig geschützt und erhalten wurde. Kapitel 6 und 7 haben die heilende Macht und die Qualitäten von Padmasambhava zum Gegenstand, also nährende und heilende Faktoren, die von besonderer Bedeutung für die Flüchtlinge waren, die so viel verloren hatten. Seine Macht, Gutes zu bewirken, geht nicht so sehr aus einer weltlichen Position hervor, sondern von einer natürlichen Basis aus, dem Dharmadhātu, aus dem er alles herbeiruft, was von jenen benötigt wird, die Glauben an ihn haben. Kapitel 8 listet einige der vielen Vorhersagen auf, die Padmasambhava in Bezug auf künftige Zeiten machte. Meistens handelt es sich um Vorhersagen von Schwierigkeiten und Katastrophen, und paradoxerweise sind diese Erinnerungen an die Schwierigkeiten des Saṃsāra unterstützend in schweren Zeiten. Wir neigen dazu, unsere eigenen Tragödien mit allzu großer Bedeutung zu tränken, wenn sie doch lediglich nichts als Beispiele für die Natur dualistischer Erfahrung sind. Kapitel 9, Auszüge aus Vorworten, bietet einige Auszüge aus den Vorworten, die C. R. Lama für einen ganzen Bereich ritueller Texte diktiert hatte, die in Indien veröffentlicht wurden. Sie vermitteln ein Gefühl für seine Phrasierung und Intention. Kapitel 10, Kurze Unterweisungen, umfasst eine Auswahl aus kurzen Bemerkungen, die C. R. Lama machte, als er Texte erklärte. Er sprach sehr schnell und verlangte volle Aufmerksamkeit. Diese Bemerkungen vermitteln ein Gefühl für die kondensierte und direkte Art und Weise, wie er seinen Punkt vorbrachte. Ihre Bedeutung wird enthüllt, wenn wir unsere eigene Existenz ruhig reflektieren. Kapitel 11, Khordong-Kloster, gibt einen Überblick über die Geschichte und die Entwicklung des Hauptklosters von C. R. Lama in Osttibet. Es beschreibt den großen Einsatz so vieler Menschen zu bauen, zu lehren, zu praktizieren – alles der Vergänglichkeit unterworfen, aber auch von so großem Wert. Diese kurze Beschreibung betont die Übertragung der Linie als den zentralen Faden, der alle monastischen Aktivitäten verbindet und formt. Kapitel 12, Ausbildung im Khordong-Kloster, ist ein kurzes Papier, das C. R. Lama auf einer Konferenz in Indien vortrug. Es beschreibt das Ausbildungssystem im Khordong-Kloster und gibt einen Abriss sowohl des Curriculums als auch der Form des Studiums dort. Kapitel 13, Khordong-Kloster: der jährliche Zyklus der Rituale, beschreibt die Meditationspraktiken, die am Khordong-Kloster unterrichtet und eingesetzt wurden. Viele davon wurden gemäß dem Byangter-System des Dorje-Drag-Klosters durchgeführt. Dieses Kapitel zeigt den jährlichen Zyklus der Meditationsrituale. Es wurde zusammen mit dem Kapitel 12 auf einer Konferenz in Varanasi in Indien präsentiert. Kapitel 14, Neujahresfeierlichkeiten, gibt einen Bericht über die Feierlichkeiten zum Neuen Jahr im Bezirk Trehor in Kham, so wie sie von Ordinierten und Laien begangen wurden. Kapitel 15, Kommentare zur Kultur, bietet die Reflexionen von C. R. Lama zur lokalen Kultur und einen Einblick in die Lebensweise, die den Bezugsrahmen für die Entwicklung seiner Weltdeutung abgaben. Rinpoche war nicht sentimental und akzeptierte gleichmütig die vielen sich verändernden Umstände seines Lebens und den unwiederbringlichen Verlust der traditionellen tibetischen Kultur. Kapitel 16, Rigdzin Godem und Sikkim, gibt einen kurzen Bericht darüber, wie Rigdzin Godem das verborgene Land Sikkim enthüllte. Es beinhaltet ein kurzes Gebet. Rinpoche präsentierte 1979 dieses Papier auf einer Konferenz in Sikkim und dies stellt ein Beispiel dar, wie Rinpoche die akademische Struktur dazu benutzte, den Fokus auf die Praxis zu lenken.
Wandel Verlag
Oppelner Str. 28
10997 Berlin
Deutschland
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