Wir arbeiten mit uns selbst, mit unserer Psyche, jedoch: ohne eine Antwort zu suchen. Dabei gehen wir tiefer und tiefer, so weit, bis es keine Antwort mehr gibt. Schließlich sind wir einfach hoffnungslos. Diese Hoffnungslosigkeit ist die Essenz der Verrückten Weisheit.Es geht darum, einfach das zu leben, was man ist. Die Dinge so zu sehen, wie sie sind. Zu sehen, was in unserem Kopf vor sich geht, direkt, einfach, ganz wahrheitsgetreu.Doch auch in dieser Hoffnungslosigkeit findet sich nichts Tröstliches. Es bleibt kein einziger Bezugspunkt mehr. Dieser Prozess des Tiefergehens und Entdec-kens lädt sich von selbst wieder auf, sodass wir damit fortfahren und immer tiefer und tiefer gehen: Dieser Prozess das ist die Verrückte Weisheit. Es ist das, was einen Heiligen in der buddhistischen Tradition ausmacht.
Autorenportrait
Chögyam Trungpa (1939-1987) entstammte einer langen Linie tibetischer Tulkus. Er war Mönch, Gelehrter, Künstler, Dichter und Visionär und machte sich wie kaum ein anderer um die Vermittlung des Buddhismus im Westen verdient. Nach seiner Flucht aus Tibet ernannte der Dalai Lama ihn zum spirituellen Berater für junge Mönche. Er lehrte mehrere Jahre in Indien und studierte später in Oxford Vergleichende Religionswissenschaften und Philosophie. Mit dreißig Jahren legte er seine Mönchsrobe ab, heiratete und ging nach Nordamerika. Chögyam Trungpa veröffentlichte zahlreiche Bücher und gründete die erste buddhistische Universität Nordamerikas sowie das Shambala-Netzwerk von Meditationszentren.