Cham-Tänze hautnah miterlebt.: Eine abenteuerliche und aufregende Reise nach Leh im Februar 1985
Anfang Februar 1985 bin ich planmäßig von Frankfurt über Rom nach Delhi geflogen, hatte problemlos zwei Stunden später meinen Anschlussflug nach Srinagar erreicht. Pünktlich um 10 Uhr am folgenden Morgen startet die Boeing 737 nach Leh. Die Landschaft Ladakh im Nordwesten Indiens liegt am Oberlauf des Indus in der Bergwelt zwischen Himalaja und Karakorum. Es ist das alte West-Tibet, aber wegen seiner Zugehörigkeit zu Indien viel einfacher und billiger zu bereisen als das von China verwaltete Zentral- und Ost-Tibet. Am folgenden Tag fahre ich eineinhalb Stunden im offenen Jeep durch die Morgendämmerung einer gewaltigen Gebirgslandschaft zum Kloster Likir. Das Tal herauf strömen Hunderte von fröhlichen Ladakhis, zu Fuß und auf Pferden, alle in Festtagstracht, um zu Ehren des Buddha und sich selbst zur Unterhaltung dem zweitägigen Klosterfest beizuwohnen. Im grob gepflasterten, gut überschaubaren, fast intimen Klosterhof findet das Geschehen statt. Der Klostertreppe gegenüber sitzen sechs Mönche unter der Quergalerie und bestreiten die musikalische Untermalung mit Trommeln, Posaunen und Schellen, vor allem aber auch mit den meterlangen Hörnern; zwischen ihnen sitzt etwas erhöht der ranghöchste Lama, der das Geschehen, eingehüllt in warme Decken, mit Mantras, Glockengeläut oder kleinen Opferungen begleitet: für etwa immer fünf bis zehn Minuten kommen dann die Masken in abenteuerlichen Kleidern aus dem gegenüberliegenden Hauptraum des Klosters zunächst zögernd die Treppe herunter in den Hof getanzt, und dort wiegen sie sich in komplizierten, aber bedächtigen und langsamen Tanzschritten um eine 20 Meter hohe Gebetsfahne im Zentrum des Hofes. Es sind schwarze Yamatakas, rote, gelbe und grüne Fratzen, Masken von Hirsch und Stier, später die Schwarzmützen-Zauberer und auch an Shiva erinnernde Dreizack-Hüte.
- Herausgeber : Fabri (23. Februar 2023)
- Sprache : Deutsch
- Taschenbuch : 50 Seiten