Mahayana-Uttaratantra-Shastra von Arya Maitreya mit einem Kommentar von Dzongsar Jamyang Khyentse Rinpoche
Dieser Text schlägt die Brücke zwischen Mahayana und Vajrayana. Dzongsar Jamyang Khyentse Rinpoche hat diese Unterweisungen über das Uttaratantra im Centre d’Études de Chanteloube in der Dordogne (Frankreich) in den Jahren 2003 und 2004 jeweils im Sommer gegeben. Er hat oft betont, wie wichtig es ist, eine Grundlage im Madhyamaka oder in der Philosophie des Mittleren Weges, der Philosophie der Leerheit zu haben, denn ohne diese Grundlage können Anfänger die Lehren Buddhas, in denen es heißt, dass alle Wesen Buddha-Natur haben, leicht missverstehen. Wer in einem westlichen Kulturkreis aufgewachsen ist, könnte zum Beispiel Buddha-Natur mit Vorstellungen von Gott, einer persönlichen Seele oder einem innersten Wesen verwechseln. Diese Lehren ermöglichen es uns, solche Missverständnisse zu beseitigen. Und trotz ihrer sehr unterschiedlichen Darstellungsweise sind das Madhaymaka und das Uttaratantra beides Lehren über die buddhistische Sicht der Leerheit. Wie Rinpoche sagt: ‚Man könnte sagen, dass Nagarjua bei der Erklärung des Prajñaparamita eher den Aspekt von ‚Leer-‘ (‚Form ist Leerheit‘ – Herz-Sutra) betont hat, während Maitreya, wenn er über dasselbe spricht, eher den Aspekt von ‚-heit‘ betont (‚Leerheit ist Form‘)‘. Dieser Text zeigt uns, dass Leerheit und Buddha-Natur verschiedene Ausdrucksformen für ein und dasselbe sind – so gibt er uns die Grundlage, die wir brauchen, um Buddha-Natur zu verstehen. Auf diese Weise eröffnet das Uttaratantra uns auch einen anderen Zugang zum Verständnis der Vier Siegel, welche die buddhistische Sicht ausmachen. Rinpoche hat die Vier Siegel in seinem Buch ‚Weshalb Sie (k)ein Buddhist sind‘ erläutert. Das Uttaratantra ermöglicht auch ein Verständnis moderner naturwissenschaftlicher Entdeckungen über die fast magische ‚volle‘ Eigenschaft des ‚leeren‘ Raums (z.B. Vakuumpartikel und Quantenoptik). Aber wie alle buddhistische Philosophie dient auch dieser Text nicht nur dazu, eine akademische Diskussion zu provozieren, die wir hinter uns lassen können, wenn wir in unser tägliches Leben zurückkehren. Die Lehren sind hier ein Pfad, auf dem wir Befreiung erreichen können. Für Praktizierende erklärt das Uttaratantra sehr deutlich, was es bedeutet, Verdienst anzusammeln und Verblendungen zu beseitigen, und es bietet ein Sicherheitsnetz, das unseren Pfad davor schützt, in die allzu verbreiteten Extreme von Eternalismus oder Nihilismus zu verfallen. Das Uttaratantra adressiert auch viele der Grundfragen, die Praktizierende stellen, wenn sie über das Wesen des Pfads nachdenken. Das sind Fragen wie: Was ist das letztgültige Ziel dieses Pfades? Wer ist derjenige, der auf dem Pfad vorankommt? Was sind die Verblendungen, die auf dem Pfad beseitigt werden? Was ist Erleuchtung? Der Wurzeltext dieses zeitlosen Werks liegt in diesem Band nun vollständig auf Deutsch vor (in Anlehnung an die englischen Übersetzungen von Ken & Katia Holmes und Rosemarie Fuchs).